Es gibt sie seit 21 Jahren und noch immer sie sind die Rebellen unter den Marktforschern. Das Team von blue eyes marketing über crazy Ideen, warum ihre Fragen weh tun und wieso sie dich zuerst sehen wollen, bevor sie überhaupt eine Offerte erstellen.
Was war vor 21 Jahren der erste Gegenstand, den blue eyes marketing angeschafft hat?
Markus: Ich habe damals von meinen Eltern einen alten Kühlschrank, ein Gestell und einen Tisch gekriegt. Dann habe ich noch eine Kaffeemaschine gekauft,
fertig war das blue-eyes-Büro.
Was darf bei euch im Büro nicht fehlen?
Slavi: Das Whiteboard. Hier
entstehen all unsere Ideen.
Claire: Die Kaffeemaschine. Ohne sie gehts nicht.
Markus: Seit 10 Jahren kommt eine einäugige Katze regelmässig bei uns vorbei. Wir haben keine Ahnung, wem sie gehört, aber sie ist fester Bestandteil des Teams.
21 Jahre Marktforschung – wie hat sich Welt verändert?
Markus: Am meisten
hat sich wohl technisch was getan. Vor 20 Jahren haben Online-Befragungen langsam angefangen. Da sind wir sogleich eingestiegen. Online ist heute so normal, dass es schon bereits wieder retour
geht, hin zur Beratungsqualität. Wenn das WARUM auf der Strecke bleibt, gelangt das Handwerk wieder in den Mittelpunkt. Das wird die nächste Revolution.
Und blue eyes marketing mittendrin?
Slavi: Ja, klar. Weil wir nicht nur
Marktforschung machen, sondern auch beraten. Unsere Kunden erfahren ganz konkret, was sie optimieren und wie sie ihre Ziele erreichen können.
Gisela: Uns zeichnet aus, dass wir flexibel sind und bleiben, ganz nah am Kunden. Wir sind nicht eine Riesenagentur, die Ansprechperson ist immer direkt am Apparat, wenn man sie braucht. Das ist ein mega Plus.
Markus: Und wir haben die Psychografie, unsere Personas, um die Zielgruppen konkreter zu erfassen. Das war schon immer unser Standbein und ist für unsere Kunden ein enormer Mehrwert. Sie kriegen nicht nur eine Präsentation und ein paar Zahlen, bei uns gehört die Beratung fest dazu. Wir sind klein, agil und wenns sein muss, verdammt schnell. Die Speedy Gonzales der Marktforschung halt. (lacht)
Zahlen und Statistiken klingen mega seriös und genau. Gibt es auch kreative Aspekte in eurem Job?
Markus: Momol, Kundenbefragung machen oder Marken abtesten, hat schon sehr viel Kreatives, das ist auch eine Frage der Strategie und Herangehensweise. Und:
Wir fallen auf, wie wir an eine Forschung rangehen, wie wir sie auswerten. Da haben wir schon eine Wiedererkennung. (lacht) Es ist auch unsere Strategie bei potentiellen Neukunden, dass wir sie
immer zuerst treffen wollen. Sie sollen zuerst sehen, dass ich lange Haare habe und keine weissen Hemmli mit Krawatte trage. Wenn sie uns dann immer noch wollen, dann machen wir gerne eine
Offerte.
Du hast noch nie eine Krawatte getragen?
Markus: Doch genau einmal in meiner blue eyes-Karriere. (lacht) Aber seriöse Arbeit hängt nicht von der Krawatte ab. Wir haben sehr hohe ethische Standards. Auch wenn wir bei Präsentationen vielleicht lockerer sind, läuft da hinter den Kulissen ein riesen Datenmaterial ab, das liefert sonst niemand.
Gisela: Das sieht man auch bei den Gruppendiskussionen. Die Kunden können da per Rundumkamera live im Nebenraum zuschauen und jederzeit eingreifen und zusätzliche Fragen stellen lassen. Und erst noch flexibel in verschiedenen Sprachregionen. Bei uns gibts definitiv mehr als einen standardisierten Befragungsleitfaden.
blue eyes marketing gibts auch im Welschen?
Markus: Ja, wir sind vor zwei
Jahren expandiert und haben einen Standort in Lausanne. Wir hatten immer wieder Anfragen von Firmen, welche die Westschweiz und Deutschschweiz vergleichen wollen. Wir haben die Erfahrung gemacht,
dass es wichtig ist, vor Ort präsent zu sein und eine Ansprechperson mit Französisch als Muttersprache zu haben.
Claire: Ich betreue unseren Standort in Lausanne. So können auch Unternehmen in der Romandie, umfassende und qualitativ hochwertige Marktforschung beziehen, um ihre Produkte, Dienstleistungen oder Kommunikation zu verbessern
Gisela: Kurze Wege und solide Übersetzungen sind enorm wichtig sind, das ist auch mein oberstes Ziel bei der Qualitätssicherung der qualitativen Umfragen in der Deutsch- und Westschweiz.
Gibt es in der Marktforschung Unterschiede zwischen den einzelnen Landesteilen?
Claire: Ich denke, dass die Romands etwas zögerlicher sind, an Umfragen mitzumachen und dass man sie mehr motivieren muss. (lacht)
Gisela: Wenn du von der Deutschschweiz kommst, sind die Welschen häufig skeptisch. Da der Westschweizer Markt oft zu klein ist, kommt es vor, dass sie bestimmte Vorgaben vom Deutschschweizer Gesamtmarketing aufgedrückt erhalten. Umso mehr schätzen sie es, wenn sie gefragt werden. Mit der Zeit finden sies dann schon cool, dass wir uns die Zeit nehmen und wissen wollen, was sie denken.
Gisela, du hast beide im Überblick: Gibt es den Röstigraben noch oder können wir den verabschieden?
Gisela: Ich glaub wenn jede Seite merkt, dass die andere sich für sie interessiert, dann ist der Röstigraben schnell weg. Das haben wir ein paarmal erlebt.
Aber es braucht jemand, der die skeptische Haltung öffnet und ein anderes Bild auch von uns Deutschschweizern vermitteln.
Die Wernlis sind eure guten Patrioten-Personas. Gibt es überall gleich viele davon?
Markus: Wernlis gibt es überall. Grundsätzlich ist nicht eine Region konservativer als die andere. Früher hat man den Fehler gemacht und die Glanzmanns als
Lieblinge der Wirtschaft gesehen. Aber gleichzeitig verlangen sie das grösste Marketingbudget von allen. Da sind die Wernlis viel dankbarer und aus Marketingsicht interessanter. Denn ihr
Verhalten ist berechenbar.
Eure Personas haben Kult-Potential, zu welchen gehört ihr?
Markus: Gisela, Claire und ich sind eher Grafen, die nachhaltig tickenden Individualisten.
Slavi: Und ich bin wohl ein Wernli, traditionell und bodenständig.
Slavi, wie bist du zur Marktforschung gekommen?
Jeden Tag zu Fuss und mit
dem Zug. (lacht) Aber sonst eher zufällig. Nach meiner Ausbildung als Marketingfachfrau habe ich bei blue eyes ein Praktikum gemacht und mich in dem Bereich weiterentwickelt. Ich komme
ursprünglich vom Verkauf.
Markus: Heute ist Slavi Projektleiterin. Ich finde das Quereinsteigen absolut positiv. Bei uns haben alle eine andere Basis. Das war eine bewusste Entscheidung wegen des Aussenblicks.
Gisela: Stimmt, ich hab während des Französisch-Studiums bei euch angefangen, Buchhaltung gemacht und Gruppendiskussionen auf Französisch moderiert.
Warum braucht es überhaupt Marktforschung?
Slavi: Wenn man wissen will,
wie zufrieden seine Kunden sind, ob eine Kampagne gut ankommt. Es gibt so vieles zum Herausfinden.
Gisela: Wie in jedem Gebiet brauchts für ein gutes Resultat gute Fachspezialisten. Bei der Marktforschung hört man oft, dass das jeder chli selber macht. Ob es dann auch «verhebed», ist eine andere Sache…
Markus: Wir haben drei Sorten von Anfragen: Solche, die ihre Zielgruppen genauer kennen möchten, Potentialberechnungen für Preisänderungen und Risikominimierung beim Schalten von Werbungen.
Marktforschung ist die statistische Annäherung an die Wirklichkeit. Es ist nie 100 Prozent aber immer noch besser als würfeln.
Und was ist der Unterschied wenn ich meine Umfragen selber mache?
Gisela: Zu wissen, wie man eine Frage objektiv und neutral stellt.
Markus: Unsere Fragen machen weh. Wenn ein Kunde hingegen seine Fragen selber stellt, tuts nicht weh. Wer nur eine Gefälligkeit will, kann das Geld besser sparen. Es braucht die richtige Taktik, wir benötigen oft ganz viel Hirnschmalz, bis das optimale Vorgehen klar ist. Schliesslich sollen unsere Kunden einen echten Nutzen haben.
Ihr habt ziemliche big Shots in eurem Kundenportfolio: SBB, BLS, Mobility, grosse Automarken, Suva, Rimuss und auch Grössen aus dem
Kulturbereich. Was fehlt noch?
Markus: Irgendein cooler Brand aus der Lebensmittelbranche. Aber da sind wir nun grad dran.
(lacht) Nachtrag: Hallo Lattesso, willkommen an Bord. Aber wir arbeiten auch viel mit 'kleinen' Marken. Und das macht genauso Spass.
Ein Wunsch für die nächsten 21 Jahre?
Slavi: Weiterhin spannende Projekte
aus verschiedenen Branchen.
Gisela: Ich finds immer toll, Verpackungen zu testen, anzufassen und qualitative und quantitative Forschung zu kombinieren.
Claire: Dass die Westschweiz als Markt noch mehr einbezogen wird.
Markus: Wir haben das Glück, immer spannende Kunden und spannende Leute kennenzulernen. Wenn das so bleibt, bin ich happy.
Was macht euch aus?
Markus: Wir sind schochli die Troubleshooter-Agentur. Wenn es was zu retten gibt, kein Budget da ist oder sie die Daten morgen haben wollen, sind wir oft die letzte Rettung. Das findich keinen Nachteil.
Warum heisst ihr blue eyes marketing?
Markus: Rat mal?! (klimper,
klimper)
Gisela: «Wo sind denn ihre blauen Augen?», wurde ich immer wieder gefragt. Ich war lange die einzige mit braunen Augen.
Markus: Die offizielle Version ist überhaupt nicht so sexy. Als ich mich entschieden habe, mich selbständig zu machen, musste ein Namen her. Ich hatte bei meinem früheren Arbeitgeber immer den
Spitznamen «der mit den blauen Augen», so entstand blue eyes marketing erst mal als Arbeitstitel. Alle sagten, es sei ein doofer Name, so unseriös. Doch jeder konnten ihn sich merken. Da wusste
ich, der passt. Und: Ich wollte auch biz provozieren damit. (lacht)
Welches Vorurteil wollen wir noch über den Haufen werfen?
Markus: Dass Mafo nicht seriös ist. Es gibt sehr wohl einen Unterschied, zu jenen, die anrufen und irgendwelche Pseudo-Umfragen über Weingenuss machen wollen und nur Adressmaterial sammeln. Das nervt die Leute zu recht. Doch unsere Branche ist viel seriöser als sie von aussen wahrgenommen wird. Dahinter steckt wirklich ein Handwerk. Wir handeln nicht mit Daten, das ist verboten. Seriöse Umfragen sind anonym.
Wie feiert ihr euer Jubiläum?
Markus: Das wissen wir echt noch nicht. Das
haben wir wegen Corona nochli verschoben. Ich hätte gerne was gemacht im engen Kreis bei unserem Lieblingsitaliener.
Wer ist die grösste Partyschmeisserin?
Markus: Gis!
Wer ist am längsten mit dabei?
Markus: Gis, sie hat dieses Jahr ihr
20-Jahre-Jubiläum
Gisela: Markus, er hat noch ein Jahr Vorsprung.
Wer hat immer das letzte Wort?
Slavi: Es kommt drauf an…
Markus: Tendenziell ich. Aber ich habe nicht immer Recht.
Wer hat denn Recht?
Slavi: Es geht nicht drum, Recht zu haben, sondern
richtig umzusetzen.
Markus: Voilà.
Interview: Micha Eicher & Janine Rebosura, scharfsinn.ch
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