Dieses Wissen bekommen wir von den spannenden Menschen, die uns im Alltag bereichern. Heute mit Kaspar Schürch, Geschäftsleiter der World Heritage Experience Switzerland (WHES). Sein Arbeitsort steht seit 1983 auf der Liste der Weltkulturgüter der UNESCO. Von der Berner Altstadt aus vernetzt und vermarktet Kaspar Schürch (35) als Geschäftsleiter der World Heritage Experience Switzerland (WHES) die UNESCO-Welterbestätten in der Schweiz. Was ihn antreibt und warum Schönheit nicht alles ist.
Interview: Janine Rebosura, scharfsinn.ch
Welche Welterbestätte muss man als Schweizer/-in gesehen haben?
Kaspar Schürch: Oh, das ist schwierig. Sie sind alle so komplett unterschiedlich. Eine Welterbestätte muss nicht unbedingt schön sein, sondern einzigartig. Zum Beispiel La Chaux-de-Fonds gilt nicht unbedingt als extrem hübsche Stadt, erst beim Blick hinter die Kulissen wird klar, warum sie zum Weltkulturerbe gehört. Da wurde die gesamte Stadtplanung auf den Sonnenstand ausgerichtet, damit auch die Uhrmacher in den untersten Geschossen genug Licht hatten. Eine einzigartige Architektur. Es geht uns nicht einfach nur um Tourismus, sondern man kann etwas lernen. Das finde ich extrem spannend.
Wie oft besuchen Sie selbst die Schweizer Welterbestätten?
In der Berner Altstadt bin ich fast täglich unterwegs, weil hier unser Büro ist. Aber ich versuche, mindestens alle zwei Jahre alle zwölf besucht zu haben.
Welches UNESCO-Welterbe wollen Sie unbedingt mal gesehen haben?
Da gibt es kein Spezielles. Klar, wenn ich reise, informiere ich mich vor Ort, welche Welterbestätten in der Nähe sind. Aber soweit ist es noch nicht gekommen, dass ich meine privaten Reisen nach ihnen ausrichte.
Wissen Sie, wie viele Welterbestätten insgesamt aktuell verzeichnet sind?
Oje, ich glaube, es sind 1061 – aber behaften Sie mich nicht darauf. (lacht)
(Anmerkung: es sind 1092 Welterbestätten)
Wie wird ein UNESCO-Welterbe überhaupt zum Welterbe?
Jedes Land führt eine Art Bewerbungsliste und ein Expertengremium entschiedet dann über das Weiterreichen der Kandidatur an die UNESCO. In diesen Prozess sind wir nicht involviert. Wir kümmern uns um die bereits bestehenden Welterbestätten. Soweit ich weiss, besteht aber seitens der Eidgenossenschaft im Moment kein Interesse, eine neue Kandidatur zu initiieren.
Sie haben kürzlich eine Marktforschung in Auftrag gegeben. Was hats Ihnen gebracht?
Wir haben bisher mit Hypothesen gearbeitet, aber nun haben wir Beweise. Wir arbeiten täglich mit den Resultaten. Sei es um die passenden Bilder für eine Plakatkampagne zu bestimmen oder um die Gäste richtig anzusprechen: Die Studie ist zu einem wichtigen Argumentarium für uns geworden. Wichtig für uns war auch, dass die Befragung repräsentativ ist und alle Sprachregionen berücksichtigt wurden.
Wie war die Zusammenarbeit mit blue eyes marketing?
Sehr angenehm. Mit viel Know-how und konstruktiven Inputs. Besonders das Psychografiemodell mit den vier sympathischen Familien hat uns sehr gut gefallen.
Was an Ihrem Job begeistert Sie stets von neuem?
Der Umgang mit der lokalen Bevölkerung rund um eine Welterbestätte. Die sind immer extrem stolz auf ihre Region und identifizieren sich mit ihr. Diese Begeisterung ist ansteckend. Eine schöne Sache, für die ich mich tagtäglich einsetzen kann - nicht nur für uns Schweizer, sondern für die Weltbevölkerung.